AirPods 4 im Test: 50 Euro Aufpreis für ein bisschen mehr Ruhe (2024)

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AirPods 4 im Test: 50 Euro Aufpreis für ein bisschen mehr Ruhe (1)

Auf seiner diesjährigen iPhone-Keynote hat Apple neben neuen Smartphones und -watches auch neue Versionen seiner verschiedenen Bluetooth-Kopfhörer vorgestellt. Der Umfang der Neuerungen unterschied sich aber deutlich von Modell zu Modell.

So bekommen die mittlerweile fast vier Jahre alten AirPods Max nur den überfälligen USB-C-Anschluss und neue Farben.

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Für mehr Aufmerksamkeit sorgte die Ankündigung eines Softwareupdates für die AirPods Pro 2, die damit sowohl zu einem Gehörschutz als auch zu Hörhilfen werden können. Für manche Menschen könnten die Apple-Kopfhörer damit eine günstige und schicke Alternative zu Hörgeräten werden – sobald das Update in diesem Herbst in Deutschland freigeschaltet wird.

Die Audiostars des Tages waren aber die AirPods 4, die am 20. September in den Handel kommen. Ich konnte sie bereits seit der vergangenen Woche testen.

Ein Novum dabei: Es gibt die AirPods 4 jetzt sozusagen in zwei Geschmacksrichtungen: mit und ohne aktive Geräuschunterdrückung, im Branchenjargon auch ANC, Active Noise Cancellation, genannt. Der Sound ist bei beiden gleich, die Ausstattung nicht. Das Standardmodell ist außerdem günstiger als die Vorgängerserie, es steht jetzt mit 149 Euro auf Apples Preisliste. Für die ANC-Version werden 50 Euro mehr fällig.

Gemeinsamkeiten

Gemeinsam ist beiden, dass sie verbesserte Treiber haben (das sind sozusagen die Lautsprecher der Kopfhörer), 3D-Audio wiedergeben können und dass sich ihre Ladecases per USB-C aufladen lassen. Außerdem sind sie mit dem H2-Chip der AirPods Pro 2 bestückt. In Kombination mit Sensoren in den Headsets ermöglicht der etwa, Siri mit Kopfgesten zu antworten: Ein Nicken bedeutet »Ja«, Kopfschütteln heißt »Nein«. Das kann praktisch sein, wenn Apples KI-Assistentin auf eine Nachricht hinweist und fragt, ob sie diese vorlesen soll, man aber nicht laut antworten will, weil man nicht allein ist. Auch eingehende Anrufe lassen sich damit annehmen oder ablehnen.

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In den Auslegern der Ohrhörer stecken jetzt Drucksensoren, ähnlich denen in den Pro-Modellen. Hier lassen sich damit allerdings nur die Musikwiedergabe und Anrufe steuern, indem man die Ausleger mit Daumen und Zeigefinger drückt. Anders als bei den AirPods Pro 2 kann man die Lautstärke nicht per Fingerwisch regeln. Das ist einerseits bedauerlich, weil gerade das sehr komfortabel ist. Andererseits stecken die AirPods nicht so fest in den Ohren wie die Pro-Varianten. Ich fürchte, würde man da versuchen, die Lautstärke am Ausleger zu steuern, könnten sie herausfallen.

Passt schon

Womit wir bei der Passform wären. Während der Keynote in Kalifornien tönte Apple, man habe Daten von Millionen Ohren genutzt, um die Form der AirPods 4 zu entwickeln. Nun ja, meine waren wohl nicht dabei. Das war jedenfalls mein Eindruck, als ich sie zum ersten Mal einsetzte. Zu leicht würden sie auf meinen Ohren liegen, sicher bald herausfallen, dachte ich – und lag daneben.

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Der Grund für diesen Eindruck dürfte darin liegen, dass ich sonst Ohrhörer mit Ohrpassstücken aus Silikon trage. Sie sitzen fester in den Ohren, schirmen Außengeräusche schon passiv gut ab, fühlen sich für mich sicherer an. Letzteres können die AirPods 4 mit ihrer Kunststoffhülle im »One-Size-fits-all«-Format nicht leisten. Aber nachdem ich sie am vergangenen Samstag mehr als zwölf Stunden am Stück getragen habe, immer abwechselnd die Modelle mit und ohne ANC, muss ich erkennen, dass sie erstaunlich fest in meinen Ohren sitzen, auch wenn es sich nicht so anfühlt.

Jedenfalls sind sie mir weder bei der Gartenarbeit, noch beim Herumfläzen auf dem Sofa herausgefallen. Positiver Nebeneffekt: Irgendwann habe ich vollkommen vergessen, dass ich sie überhaupt trage.

Ruhe gibt es nicht gratis

Die optionale Geräuschunterdrückung stellt die AirPods 4 mit ANC auf eine Zwischenstufe – über die AirPods 4 ohne diese Funktion, aber noch unter die AirPods Pro 2. Im Test sowohl mit Straßengeräuschen als auch mit denen in einem fliegenden Flugzeug erreichen sie ein recht gutes Niveau, das für den Gebrauch im Alltag, also etwa in der U-Bahn oder im Großraumbüro, ausreicht. An die Qualität der AirPods Pro 2, den Sony WF-1000XM5 und den Bose Quietcomfort Earbuds II kommen sie aber nicht heran.

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Spätestens wenn man seinen Kopf bewegt, zeigt sich der Nachteil der Konstruktion ohne Silikon-Ohrstücke. Da der Gehörgang seine Form beim Drehen des Kopfes leicht verändert, scheinen zwischen den AirPods und der Haut winzige Öffnungen zu entstehen. Der Effekt äußert sich dadurch, dass die Geräuschunterdrückung etwas schwächer wird, wenn man den Kopf nach links und rechts dreht. Schlimm ist das nicht, aber spürbar, wenn man andere geräuschmindernde Ohrhörer gewohnt ist.

Was die AirPods 4 besser machen als die meisten Konkurrenzmodelle, ist der sogenannte Transparenzmodus. Ist der aktiviert, werden Umgebungsgeräusche und Stimmen über die Mikrofone aufgenommen und an die Ohren weitergeleitet. Das klappt hier so gut, dass es fast wirkt, als hätte man keine Kopfhörer in den Ohren. Eine Konversationserkennung kann dafür sorgen, dass die AirPods automatisch die Lautstärke der Musik reduzieren und von Geräuschminderung auf den Transparenzmodus umschalten, sobald man beginnt, sich mit jemandem zu unterhalten. Im Test funktionierte das fehlerlos.

AirPods besser finden

Ein großer Vorteil der ANC-Variante: Sie lassen sich mit der »Wo ist?«-App leichter wiederfinden. Bei den normalen AirPods 4 lassen sich sozusagen nur die Ohrhörer selbst orten, nicht das Case. So kann man immerhin sehen, wo sie zuletzt mit einem Gerät verbunden waren. Wenn man ihnen nahe genug ist und sie sich per Bluetooth mit dem Handy verbinden, kann man sie auch einen Ton abspielen lassen, um sie etwa in einer Sofafalte finden zu können. Wenn die AirPods dabei noch im Case stecken, ist das allerdings wenig hilfreich, weil der Ortungston der Ohrhörer dann vom Gehäuse des Cases gedämpft wird.

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Bei der ANC-Variante hingegen werden nicht nur die Ohrhörer einzeln angezeigt und können jeder für sich per Tonsignal geortet werden. Auch das Case hat, wie das der AirPods Pro 2, einen kleinen Lautsprecher, der darauf ausgerichtet zu sein scheint, einen sehr nervigen, dafür aber gut zu ortenden Ton abzuspielen.

Das Ladecase der ANC-Version lässt sich außerdem kabellos aufladen. Anders als etwa bei den AirPods Pro 2 vermeidet Apple allerdings, es als Magsafe-Ladecase zu bezeichnen. Stattdessen wird es als »kabelloses Lade-Case« tituliert, das mit Ladegeräten funktioniere, die nach dem Qi-Standard zertifiziert sind. Dass ihm tatsächlich die Magnete fehlen, die Apples MagSafe-Technik ihren Namen geben, zeigt sich bei mir daran, dass es von meinem MagSafe-kompatiblen Anker-Ladegerät abrutscht.

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Apple verspricht bis zu fünf Stunden Musikwiedergabe mit einer Akkuladung, plus 25 Stunden durch Nachladen im Case. Bei aktivierter Geräuschunterdrückung sollen es bis zu vier Stunden Musikwiedergabe plus 16 Stunden durch Nachladen im Case sein.

So klingen sie

Den Sound der AirPods 4 kann man als Hifi-mäßig warm beschreiben. »Starship Syncopation«, der Titelsong des neuen Albums von Cory Wong Metropole Orkest & Jules Buckley ist der perfekte Titel, um das auszuprobieren. Im Intro ist gut zu hören, wie das Plektrum über die Saiten des Basses schrammt, später ergänzen sich die mittenbetonten Funk-Licks der Gitarre mit zum Teil kräftig drückenden Blechbläsern und sanft darüber schwebenden Streichern. Das Klangprofil der AirPods 4 ist perfekt auf moderne Musik zugeschnitten, egal ob Pop, Rock, Hip-Hop oder eine der vielen anderen Spielarten.

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Etwas weniger überzeugend gelingt die Klassik-Performance. Im »Concerto in D Minor for Two Violins And Orchestra« von Johann Sebastian Bach, gespielt von Isaac Stern, Itzhak Perlman und dem New York Philharmonic Orchestra, kommen die Geigen zwar sehr spritzig rüber. Der Orchesterbegleitung jedoch fehlt es an Durchsetzungskraft.

Für die Liveaufnahme von Jean-Michel-Jarres »Industrial Revolution P2 Stadium« gilt eher das Gegenteil. Hier knallen die Synthesizer zwar nicht so kräftig in die Gehörgänge wie etwa mit den AirPods Pro 2, doch das Spektakel ist kaum zu überhören. Für so etwas sind die AirPods 4 weit besser geeignet als für analytisches Hören.

Die Sprachverständlichkeit der AirPods 4 ist sehr gut und klar, die Stimmisolation hilft, in lauten Umgebungen vom Gesprächspartner verstanden zu werden.

Fazit

👍 Gute Passform

👍 Guter Klang

👍 Viele Extras

👍 Ordentliche Geräuschunterdrückung (ANC-Version)

👎 Voller Funktionsumfang nur mit Apple-Geräten

So muss das sein: In der neuen Version sind die AirPods nicht nur besser, sondern auch billiger geworden, kosten in der Standardversion nun 50 Euro weniger, als für die AirPods 3 bis vor Kurzem bei Apple fällig wurde. Klanglich können sie überzeugen, wenngleich sie nicht so druckvoll sind wie etwa die AirPods Pro 2. Dafür machen sie Apple-Nutzerinnen und -Nutzern das Leben leicht, indem sie sich, einmal mit einem Apple-Gadget verbunden, automatisch mit auch allen anderen verbinden, auf denen man angemeldet ist.

Die ANC-Variante ist nicht nur wegen der Geräuschunterdrückung, sondern wegen des besseren Ladecases empfehlenswert. Doch wer bereit ist, so viel Geld auszugeben, sollte auch die AirPods Pro 2 in Betracht ziehen. Denn den Aufschlag von 80 Euro gegenüber den AirPods 4 mit ANC muss man wohl nur bei Apple blechen. Preisvergleichsportale listen sie bei anderen Anbietern schon ab 230 Euro.

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